Seit nahezu 20 Jahren werden die Planungen zum Bau einer Brücke über den Mittelrhein betrieben. Keines der vielfältig dazu erstellten Gutachten hat aber bisher einen Baubeginn erkennbar werden lassen. Die Brücke bereits für die BUGA 2029 einplanen? Nein, weit gefehlt. Der Raumordnerischen Entscheid, die Zusammenfassung für das zurückliegend betriebene Raumordnungsverfahren (ROV), stellt den Bedarf für weitere Gutachten und Planungsschritte bereits fest.
Die Hauptkritiker einer Brücke, die UNESCO und deren Beratergremium ICOMOS, müssen überzeugt werden, dass eine Mittelrheinbrücke den einmaligen universellen Wert des Welterbetals nicht stören. Davon scheinen die Brückenplaner aber noch ganz weit weg zu sein. ICOMOS hat bereits im Jahr 2007 drastisch festgestellt: „Die Mittelrheinbrücke ist ein Attentat auf das Welterbe“. Sie hat diese sehr kritische Betrachtungsweise auch nicht wesentlich geändert: „In dieser geschichtsträchtigen und romantisch überhöhten Landschaft nahe der Loreley würde ein technisches Bauwerk, wie diese Brücke, unweigerlich als störender Eingriff empfunden. Die visuelle Integrität des Welterbes würde schwer beeinträchtigt. Diese Bewertung gilt auch für die im Gutachten bevorzugte Variante Fellen-Wellmich“.
Im Gutachten zum jetzigen ROV sind Daten zur Brücke genannt. 27 Meter soll sie hoch werden und 600 Meter lang, wobei die Auffahrtrampen noch fehlen. Es ist kaum davon auszugehen, dass ein solches Brückenmonster mit etwa der Höhe des besonders erwähnten Kirchturms von Wellmich und unmittelbar vor dem als historisch wertvoll angesehen Dorf direkt unterhalb der Burg Maus von der UNESCO als welterbefähig angesehen wird.
Im Jahr 2022 war eine gemeinsame Mission von UNESCO und ICOMOS im Oberen Mittelrheintal. Sie sieht das brückenlose Tal mit den Fährdiensten als Teil der traditionellen Lebensweise und wichtiges Merkmal für den einmaligen universellen Wert des Oberen Mittelrheintals. In ihrem Reisebericht sind die Verbesserung des regionalen Verkehrs und die dauerhafte Lebensfähigkeit der Fähren erneut gefordert.
Basis dafür sind Feststellungen der ICOMOS aus dem Jahr 2007. „Die einzige mit dem Welterbe vereinbare Lösung ist die Intensivierung der Fährverkehre. Sie sind in das Verkehrsnetz zu integrieren, auch was die Gebühren angeht und außerhalb des normalen Fahrplans zu subventionieren“.
Der regionale Verkehrsbedarf wäre dazu für alle Pendler, auch die Schüler, Handwerker oder für die lokale Wirtschaft festzustellen und in einem regionalen Verkehrskonzept unter Einbeziehung der Fähren und unter Anpassung der Fährgebühren im Welterbe Oberes Mittelrheintal zu etablieren.
Werden die UNESCO-Bedingungen in weitere Planungen einbezogen, dann sind wir mit einer attraktiven, rheinübergreifenden Verkehrsregelung im Welterbetal so weit wie noch nie.
Klaus Thomas
BI Rheinpassagen