Schloss Stolzenfels

Öffnungszeiten

Januar bis März
April bis September
Oktober – November
Dezember

  9:00 – 17:00
  9:00 – 18:00
  9:00 – 17:00
  Geschlossen

Letzter Einlass 45 Min. vor Schließung.
Am ersten Werktag der Woche geschlossen.
Zu besichtigen sind die Gärten und Teilbereiche der historischen Räume (u.a. Rittersäle und Königinwohnung).

Information unter: 0261-51656 www.schloss-stolzenfels.de

Einst als Grenzfeste vom Trierer Erzbischof Arnold von Isenburg (1242 – 1259) gegründet, diente sie später als Zollstation. Die Zerstörung im pfälzischen Erbfolgekrieg beendete 1689 ihre militärische Geschichte. Erst 1823, als die Stadt Koblenz die Ruine dem späteren preußischen König Friedrich Wilhelm dem IV. schenkte, begann für Stolzenfels eine neue Ära, der das Schloss im Wesentlichen sein heutiges Aussehen verdankt. Nach Plänen der Architekten Schinkel und Stüler entstand von 1836 bis 1842 eine Sommerresidenz, die als eines der herausragendsten Zeugnisse deutscher Romantik gilt.

Stolzenfels bezaubert bis heute Gäste aus aller Welt. Von seiner herrlichen Terrasse genießt man eine unvergleichliche Aussicht auf das Rheintal, die schon Europas Hochadel verzückte. Seit den Tagen der Hohenzollern sind Möbel und Dekoration der herrlichen Räume nahezu unverändert erhalten geblieben und unmittelbar erfahrbar.

Text: Mit freundlicher Unterstützung des Mittelrheinforums

Ein königlicher Traum

Schloss Stolzenfels, die Perle der Rheinromantik, erstrahlt nach gründlicher Renovierung wieder in höchstem Glanz.

Früher erleichterten Esel den Besuchern den Aufstieg hinauf aufs Schloss. An der Mauer vor dem Eingangstor sind noch heute die Ringe zu sehen, an denen sie festgebunden wurden. Nur von den Eseln ist keine Spur mehr.

Gut so für den heutigen Besucher. Er wählt sein eigenes Tempo für die Fortbewegung, kann verweilen, schauen oder vom Weg abbiegen, ohne wie damals einem störrischen Vierbeiner ausgeliefert zu sein. Bereits der Weg ist ein Erlebnis.

Ob man mit dem Schiff, dem Auto oder der Bahn anreist: Am linken Rheinufer südlich vor den Toren von Koblenz beginnend steigt der Spaziergänger durch das walddüstere Tal des Gründgesbachs in die lichten Höhen des Schlossbergs hoch. Der Serpentinenweg schlängelt sich durch den Waldpark, unter einem Viadukt hindurch, vorbei an Wasserfällen, Grotten, Teichen und Aussichtsplätzen.

Kurven und Kehren verbergen dem Blick das große Ganze, locken den Besucher aber mit immer neuen Durch- und Ausblicken weiter nach oben.

Unvermittelt ist er am Ziel: Vor ihm liegt Schloss Stolzenfels inmitten farbenfroher Gärten. Hell und leicht thront das von Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 1861) zur Sommerresidenz bestimmte Bauwerk auf dem Felsplateau. Sofort fällt der Unterschied zu Dutzenden Burgen auf, denen man von Bingen stromabwärts begegnet. Der wuchtige Turm verrät die mittelalterliche Herkunft der Anlage, doch die geometrische Eleganz der übrigen Gebäudeteile spricht die Formensprache englischer Schlösser. Wir stehen vor des Königs „neugotischem Traum am Rhein“.

Hier oben fügt sich die geniale Inszenierung von Landschaft und Architektur zum atemberaubenden Panorama. Den Rhein zu Füßen wandert der Blick hinüber zum östlichen Ufer mit Festung Ehrenbreitstein, Burg Lahneck und weiter stromaufwärts mit der Marksburg. Das ist sie: konzentrierte Rheinromantik, die sich auch ohne Hinweis auf das Unesco-Welterbe ganz von selbst erklärt.

Das Gesamtkunstwerk Schloss Stolzenfels mit fünf Gärten und weitläufigem Waldpark ist Ergebnis einer gründlichen Restaurierung. Kostenpunkt: 18 Millionen Euro. Die Baumaßnahmen starteten 2006 und wurden zum größten Teil noch gerade rechtzeitig zur Eröffnung der Bundesgartenschau im April fertig. Geologische Absenkungen, Risse und Verwitterungsschäden an den Fassaden, Algenbefall und Rostfraß hatten dem Prachtbau arg zugesetzt. Die Grünanlagen waren verwachsen und zugewuchert.

Dabei ging es um mehr als bloß eine bautechnische Instandsetzung. „Das Ziel aller Maßnahmen war die Wiederherstellung des Gesamtensembles, wie es Mitte des 19. Jahrhunderts bestand“, bringt es Dr. Doris Fischer von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz auf den Punkt.

Friedrich Wilhelm IV. hätte es riesig gefreut. Schließlich scheute auch er weder Kosten noch Mühen. 1823 hatte er als preußischer Kronprinz die mittelalterliche Burgruine Stolzenfels von den Koblenzer Stadtvätern geschenkt bekommen. Zunächst wollte er das Gemäuer zum intimen Jagdschlösschen ausbauen, entschied sich aber nach seiner Thronbesteigung 1840 für eine repräsentative Sommerresidenz nach den Plänen von Karl Friedrich Schinkel und von Gartenkünstler Peter Joseph Lenné.

Mit Schloss Stolzenfels hatte der König einiges im Sinn. Zunächst ging es ihm um den sichtbaren Herrschaftsanspruch, nachdem das Rheinland zur preußischen Provinz geworden war. Außerdem gedachte er, seine Herrschaft in der geistigen Tradition des Mittelalters zu verankern.

Am nachhaltigsten aber sollte sich seine Begeisterung für das Rheintal erweisen, die den Kronprinz schon als 20-Jährigen auf einer ersten Reise dorthin ergriff. Seinerzeit, es war im Jahr 1815, fuhr er mit einem Boot auf den Fluss und geriet in Verzückung: „Ich tauchte meine Rechte in den Rhein und bekreuzte mich. Welch ein göttlicher Strom!“

Der spätere König prägte folglich nicht nur die Potsdamer Parklandschaft massgeblich, sondern stieß auch zentrale Bauprojekte an Rhein und Mosel an, darunter die Vollendung des Kölner Doms und den historischen Rückbau der Porta Nigra in Trier.

Begeistert zeigte sich der König auch, als er 1842 endlich das neuerrichtete Schloss Stolzenfels betreten konnte. Der Schinkel-Schüler Ludwig Persius schrieb in sein Tagebuch, der König habe gerufen: „Ich habe mich wiederholt backpfeifen müssen, denn ich glaubte zu träumen.“

Nur fünfmal weilte der vielbeschäftigte König auf Schloss Stolzenfels, und das auch nur tageweise. Schon bald nach der Einweihung hatte der König sein Anwesen für Besucher geöffnet, regelmäßige Besucherführungen sollten es noch bekannter machen. Heute ist es wieder soweit. Der neue Glanz des alten Märchenschlosses zieht scharenweise Besucher aus nah und fern an.

Text: Prisma 41 / 2011
Foto: Holger Weinandt CC BY-SA 3.0 de