Welterbe Oberes Mittelrheintal in Gefahr
Alte Baumbestände werden abgeholzt
Der ehemalige Campingplatz auf dem Loreleyplateau ist ein noch verbliebenes Kleinod. Verbliebene Landschaft, Bäume, Büsche und der spektakuläre Blick hinunter zum Rhein prägen diese Idylle. Das Grundstück gehört jetzt einem Investor, der dort auf diesem „Sahnestück“ ein Feriendorf errichten möchte.
Hotelbaupläne gibt es schon seit mindestens 2012 für das Loreleyplateau. Doch hat die UNESCO für das Herzstück im Welterbe Oberes Mittelrheintal ein bedeutendes Mitspracherecht. Sie hatte den damals beantragten Bau eines Hotels mit 600 Betten abgelehnt: Zu groß, mit vier Geschossen zu hoch, sichtbar aus dem Tal und nicht vereinbar mit dem historischen Bezug zur Loreley. Ein international ausgeschriebener Architekturwettbewerb brachte als Sieger ein 220-Betten-Hotel in der Form eines Weinbergs hervor. Dieser ausgewählte Siegerentwurf wurde Grundlage für den jetzt gültigen Bebauungsplan auf dem Plateau.
Danach wird aber nicht gebaut. Der Investor, die norddeutsche NIDAG, hat ein eigenes Konzept entwickelt und der Öffentlichkeit vorgestellt: Ein jetzt fünfgeschossiges Hotel und zusätzlich 15 Ferienhäuser mit zusammen mindestens 700 Betten werden gebaut.
Für dieses Feriendorf kann der rechtskräftige Bebauungsplan nicht herangezogen werden, ist sich die BI Rheinpassagen sicher. Gründe: Dieses großräumige Feriendorf ist angepasst an die Forderungen der UNESCO so zu gestalten, dass der Welterbetitel nicht verloren geht. Die UNESCO kennt die neuen Pläne offensichtlich aber nur aus Berichten der BI Rheinpassagen. Die Neuplanung muss auch mit einer Umweltverträglichkeitsprüfung verbunden werden fordert die BI. Die liegt nur für die verworfene Bauplanung für den Siegerentwurf aus dem internationalen Architekturwettbewerb vor. Bereits darin heißt es aber: „Als stärkster Eingriff sind die Rodungen der Gehölzbestände im Bereich des Campingplatzes und des Turner- und Jugendheims zu nennen Weder diese Baumbestände, noch die dort nachgewiesenen Tierarten dürfen Gefährdungen ausgesetzt werden“
Dennoch ist jetzt mit den Rodungsarbeiten auf dem Campingplatz begonnen worden.
Diese zahlreichen alten Bäume auf diesem Gelände, vorrangig Kiefern, Linden, Kastanien, Eichen und Ahorn; vermitteln einen letzten Eindruck von verbliebener Natur. Innerhalb des Gebietes wurden an verschiedenen Stellen Höhlenbäume entdeckt, die einzelnen Fledermäusen Versteckplätze bieten. Die Bäume auf dem Campingplatz werden nun abgeholzt, die letzte verbliebene Idylle auf dem Loreleyplateau verschwindet.
Die BI Rheinpassagen hat jetzt in einem Brief an Landrat Puchtler und an Bürgermeister Weiland die sofortige Einstellung der Abholzung gefordert. Dieser Brief und die Antworten dazu werden von der BI Rheinpassagen direkt an die UNESCO weitergeleitet. Die bereitet derzeit die 44. Sitzung des Welterbekomitees vor. Das Obere Mittelrheintal ist wegen der herausragenden Bedeutung als Kultur- und Naturlandschaft in die Welterbeliste aufgenommen. Erkennt das Welterbekomitee, dass dieses neue Feriendorf nicht den Kriterien für eine Kultur- und Naturlandschaft entspricht und bewertet sie die Eingriffe in die Natur in gleicher Weise, dann dürfte das wohl zum Eintrag in die „Rote Liste der gefährdeten Welterbestätten“ führen. Die BI Rheinpassagen möchte genau das verhindern.
PM BI-Rheinpassagen