Der Rat der VG Loreley hat dem Bau einer Hotelanlage auf dem Loreley-Plateau zugestimmt. Es umfasst das Event-Hotel „SlowDown Loreley“ mit fünf Etagen und 360 Betten. Ferner eine Tagungsetage, Restaurants und einen Wellnessbereich. Zusätzlich bis zu 15 Hotel-Villen mit bis zu 300 Wohneinheiten. Die Bebauung geht bis zur Abrisskante zum Rhein und bietet den besten Blick auf das Rheintal. Errichtet wird die Hotelanlage mit insgesamt etwa 800 Betten weitgehend auf dem 37.500m² großen Grundstück des Investors Norddeutsche NIDAG. Sie kann auf einen gültigen Bebauungsplan verweisen und verfügt über Erfahrung beim Verkauf von Immobilien.
Es ist derzeit nicht absehbar ob diese gigantische Hotelanlage auf dem Loreley-Plateau gebaut werden kann. Der Welterbestatus für das Obere Mittelrheintal steht auf dem Spiel.
UNESCO-Entscheidung
2013 verweigerte die UNESCO die Genehmigung für die großen Hotelgebäude, die für das Loreley-Plateau vorgesehen waren“. „Deny approval for the large-scale hotel buildings contemplated for the Loreley Plateau.“ Diese Entscheidung basierte auf Plänen, ein Hotel auf 26.000m² Grundfläche mit 600 Betten Kapazität zu bauen. Die Aussage von ICOMOS, der UNESCO-Beratungsorganisation, war klar: Vier Hoteletagen mit zusätzlichem Erdgeschoss, 200m lang, 120m breit, 9.000m² auf 28.000m² Gesamtfläche sind eine viel zu große Anlage. Sie sei viel zu hoch, viel zu dicht an der Rheinkante und generiere viel zu viel Rummel. Absolut nicht mit dem außergewöhnlichen universellen Wert dieser Welterbestätte vereinbar. Kein Bezug zum Mythos Loreley. Kein Bezug zur Mittelrhein-Baukultur und zur Kulturgeschichte des Plateaus. ICOMOS befand aber auch, dass ein kleineres Hotel akzeptiert werden könnte und empfahl einen Architektenwettbewerb für dessen Gestaltung.
Dieser UNESCO-Entscheidung folgte ein internationaler Wettbewerb. Man schrieb die Neugestaltung des Loreley-Plateaus einschließlich Hotel aus. Zu berücksichtigen war bei der Angebotserstellung die Besonderheit des Felsens. „Rhein und Plateau sind die Orte, an denen sich Besucher aus aller Welt einfinden, um den Spuren der Kulturgeschichte nachzugehen, dem Mythos nachzuspüren, oder einfach nur das Naturerlebnis des Aussichtspunktes zu genießen, er ist der zentrale Identifikationspunkt des Welterbes Oberes Mittelrheintal.“ So weist der Ausschreibungstext auf die besonderen Gestaltungsanforderungen hin.
SlowDown Loreley – Siegerentwurf
Der Siegerentwurf aus diesem Wettbewerb von 2014 sah ein Hotel mit 220 Betten und eingebunden in die Landschaft als Weinbergsanlage gestaltet vor. Es war von den umliegenden Aussichtspunkten nur wenig sichtbar. Vom Tal aus, unter Berücksichtigung der vorab festgelegten Sichtachsen, sollte es nicht zu sehen sein. Man leitete ein Bebauungsplanverfahren auf dieser Basis ein. Dieses erlangte auf Grund der gestalterischen Vorgaben aus dem Siegerentwurf Rechtswirksamkeit.
Jetzt soll in völliger Ignoranz des Ergebnisses aus dem Siegerentwurf des internationalen Wettbewerbs das SlowDown Loreley entstehen. Ein fünfgeschossiges Hotel, zusätzlich bis zu 15 Hotel-Villen und drei weitere Hotelgebäude auf dem 37.500m² großen Grundstück des Investors. Ein Gesamtkomplex mit bis zu 800 Betten, Restaurants, Wellness und mit Tagungsetage für den Ganzjahresbetrieb. Sichtbar vom Tal und in vollem Umfang insbesondere von den umliegenden Aussichtspunkten wie Maria Ruh oder dem Spitznack.
Es handelt sich dabei um „Allerweltsbauten“. Völlig ohne Bezug zur Baukultur des Mittelrheins und völlig ohne Bezug zum Ausschreibungstext. Denn in diesem wird gefordert, den Spuren der Kulturgeschichte nachzugehen und dem Mythos nachzuspüren oder einfach nur das Naturerlebnis des Aussichtspunktes zu genießen. Diese Hotelanlage ist nicht einmal ansatzweise in Verbindung zu bringen mit dem „Erwecken des Mythos Loreley“. Es entsteht ein gigantischer Hotelkomplex, wie er an vielen Orten der Welt bereits errichtet ist. Der Investor selbst weist beispielhaft auf die Ferienanlage in Travemünde (Ostsee) hin.
Teilbauantrag gestellt
Jetzt ist ein Teilbauantrag für das Loreley-Plateau gestellt. Es soll in völliger Abweichung vom Siegerentwurf mit dem Bau der Verkaufsobjekte begonnen werden. Start für die gesichtslose Allerwelts-Baugestaltung auf dem Loreley-Plateaus.
Das kann nur noch die UNESCO stoppen. „Absolut nicht mit dem außergewöhnlichen universellen Wert dieser Welterbestätte, nicht mit dem Mythos Loreley vereinbar“ hatte sie entschieden. Unter Berücksichtigung dieser eindeutigen Aussage ist zu unterstellen, dass sie bei dieser ablehnenden Haltung bleiben muss. Das SlowDown Loreley ist größer als das abgelehnte Hotel und mit Hauptgebäude, Hotel-Villen und weiteren Hotelgebäuden zu einer gigantischen Hotelanlage erweitert. Seit vielen Jahren bemüht sich die Schwesterstadt St. Goar in ihrem Ortsteil Werlau ein Feriendorf zu errichten. Ohne Erfolg! Bisher hat die UNESCO regelmäßig entschieden, dass dieses Feriendorf nicht vereinbar ist mit dem Welterbestatus des Oberen Mittelrheintals.
Die Entscheidung der UNESCO zum Projekt „SlowDown Loreley“ steht noch aus. Möglicherweise weil sie vom tatsächlichen Umfang der Bebauung noch nicht unterrichtet ist. Baut Rheinland-Pfalz dennoch, würde der Eintrag in die „Rote Liste“ erfolgen müssen. Dort sind bereits bekannte Plätze wie die Innenstadt von Wien oder die alten Hafenanlagen von Liverpool aufgelistet. Nicht mit dem Welterbestatus vereinbare Baumaßnahmen sind in beiden Fällen der Grund für den Eintrag. In Wien der Bau eines Hochhauses am Stephansdom. In Liverpool die Bebauung der geschützten Hafenanlagen. Auf die „Rote Liste“ werden Welterbestätten gesetzt denen eine Aberkennung des Welterbetitels droht.
Loreley – Nürburgring
Das Loreley-Plateau muss ein Erfolgsmodell werden. Egal was es kostet. Ähnlich war bereits am Nürburgring argumentiert worden. „Das ist auf dem Loreley-Plateau anders,“ sagt Verbandsbürgermeister Mike Weiland. „Hier investiert ein privater Investor.“ Genau das zeigt Vergleiche zum Nürburgring, denn dort war 2009 die Privatfinanzierung des zu großen Ausbaus des Nürburgrings spektakulär gescheitert. Dieser kostete rund 330 Millionen Euro. Als sich kein Investor fand, musste das Land einspringen.
Mindestens 120 Millionen Euro werden auf dem Loreley-Plateau investiert. Etwa 30 Millionen Euro davon stammen aus öffentlichen Kassen. Allein der sogenannte Landschaftspark hat bereits mindestens 10 Millionen Euro verschlungen. Diese Umgestaltung der bisherigen Naturfläche auf dem Plateau wurde vertraglich zwischen Investor und Planungsverband Loreley vereinbart. Der Investor war dann bereit, für sein Bauvorhaben weitere 85 Millionen auszugeben. Eine Bürgschaft gibt es nicht. Die Beteiligung des Investors an den Erschließungskosten ist noch nicht abschließend geklärt.
Mit dem Verkauf der etwa 300 Wohneinheiten der Hotel-Villen kann der Investor die Einnahmen für seine in Aussicht gestellten Investitionen erzielen. Loreley ist ein Name, der als Verkaufsargument nicht besser klingen könnte. Auf der Basis des bestehenden Vertrages kann der Investor jederzeit und ohne Konsequenzen aus dem Projekt aussteigen. Eine Kostenregelung liegt dazu nicht vor. Zieht der Investor sich mit Erreichen seines Verkaufszieles aus dem Projekt zurück, ist die Öffentliche Hand gefordert. Die Erschließung des Loreleyplateaus, der Bau von Verkehrswegen, der Kauf von Grundstücken und die gesamten Folgekosten verbleiben bei der Öffentlichen Hand, wenn dieses „Privatinvestorenmodell“ nicht funktioniert.
Die gleichen Folgen treffen die Öffentliche Hand wenn die UNESCO sich gegen den Großbau entscheidet. Die Öffentlichkeit muss dann die weitere Projektierung übernehmen und finanzieren. Ähnlich wie am Nürburgring also.
Rettet die Loreley
Die BI Rheinpasssagen wird ihre Bemühungen fortsetzen, das Welterbe Oberes Mittelrheintal zu erhalten. Die Aufgabe der Baupläne für die gigantische Hotelanlage auf dem Lorley-Plateau dürfte der Erfolgsweg dahin sein. Sie ruft auf: „Rettet die Loreley“